Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.

(Albert Einstein)

Salze des Lebens

Die Homöopathie mit ihren vielen Heilmitteln war dem Arzt Wilhelm Schüssler zu unübersichtlich. Daher entwickelte er vor rund 120 Jahren ein eigenes Behandlungssystem, das mit zwölf verschiedenen Mineralsalzen auskommt.

In der Naturheilkunde ist die Behandlung mit den sogenannten Schüssler- Salzen weit verbreitet. Sie wird einerseits von Heilpraktikern durchgeführt, andererseits ist sie auch zur Selbstbehandlung geeignet, wenn Patienten erst einmal Erfahrung mit dieser Behandlungsmethode gesammelt haben.

Aus Homöopathie entwickelt

Die Idee zu dieser Behandlungsmethode entwickelte der deutsche Arzt Wilhelm Schüssler (1821 bis 1898), nachdem er sich einige Zeit mit der Homöopathie beschäftigt hatte. Schüssler war von der Vielzahl der homöopathischen Mittel verwirrt. Deshalb bemühte er sich um eine Behandlungsmethode, die mit weniger Mitteln auskommen könnte. Dabei stieß er auf Veröffentlichungen verschiedener Ärzte, wonach Krankheit als Störung der Einzelzelle zu verstehen ist und durch einen Mangel an Mineralsalzen entsteht. Der Mensch, dessen Mineralstoffhaushalt im Gleichgewicht ist, besitzt genügend Energien, um krankmachenden Einflüssen erfolgreich widerstehen zu können. Wilhelm Schüssler ging dieser Theorie nach. Bei seinen Untersuchungen fand er zwölf Salze, die im Blut und in den Geweben vorkommen. Diese sind seiner Meinung nach als die wichtigsten Zell-Nährstoffe anzusehen. Er nennt diese Mineralsalze biochemische Funktionsmittel, da jedes auf bestimmte Funktionen des Organismus einwirkt.

Verdünnte Salze

Wilhelm Schüssler war der Ansicht, dass der Mineralstoffmangel in den Zellen nicht entsteht, weil Menschen mit ihrer Ernährung zu wenig von diesen Stoffen verzehren. Nach Schüsslers Ansicht entsteht der Mangel, weil die Zellen nicht in der Lage sind, die Mineralien aufzunehmen. Damit die Salze im Körper wirken können, müssen sie nach Ansicht Schüsslers genauso wie homöopathische Heilmittel verdünnt werden. Mineralsalze in unverdünnter Form würden den Ort ihrer Bestimmung, also die erkrankte Zelle, nicht erreichen, sondern über den Verdauungsweg wieder ausgeschieden werden. Nach Schüsslers Theorie müssen die Mineralsalze so sehr verdünnt werden, daß sie unmittelbar durch die Schleimhäute der Mundhöhle, des Rachens und der Speiseröhre ins Blut eindringen können.

Im Vergleich zu Mineralstoffen, beispielsweise Calcium oder Magnesium, die man in Drogerien und Apotheken kaufen kann, sind die Schüssler -Mineralien also anders aufgebaut und wirken im Körper auch anders.

Unter die Zunge legen

So wie der Erfinder der Homöopathie, Samuel Hahnemann, nur ein einziges Heilmittel für jeden Patienten vorsah, entwickelte auch Schüssler ein striktes Behandlungskonzept. Danach ist jedes Mineralsalz einzeln zu verabreichen. Sind bei komplexen Krankheiten mehrere Mittel nötig, dann sollte man sie keinesfalls gleichzeitig geben, sondern in angemessenen Zeitabständen.

Bei akuten Beschwerden nimmt der Patient alle zwei Stunden eine Tablette mit dem empfohlenen Mineralsalz ein und lässt sie langsam im Mund zergehen. Chronisch kranke Patienten brauchen drei- bis viermal täglich eine Tablette. Die Einnahme sollte dabei etwa eine Stunde vor den Mahlzeiten erfolgen.

Die Schüssler -Mineralien sind übrigens in der Apotheke direkt erhältlich oder können dort bestellt werden.

Die zwölf Salze

Die folgenden zwölf Mineralsalze werden in der Biochemie nach Schüssler eingesetzt:

  • Flussspat (Fluorcalcium) wird insbesondere bei Schwächen des Bindegewebes angewendet. Typische Symptome sind Hämorrhoiden oder Krampfadern. Auch bei Rachitis, Bandscheibenbeschwerden und Ischiasschmerzen ist das Salz einzusetzen.
  • Phosphorsaurer Kalk (Calcium phosphoricum) wird von Schüssler bei Abmagerung und Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Verlangen nach Geräuchertem, nach Salz, nach Pikantem, Unverträglichkeit von Milch, Schmerzen in Knochen und Gelenken sowie bei einer schwachen Wirbelsäule empfohlen.
  • Phosphorsaures Eisen (Ferrum phosphoricum) ist das ausgesprochene Fiebermittel. Hilfreich kann es auch sein bei auffallender Erschöpfung, eventuell bei Abmagerung, Nervosität, Überempfindlichkeit und Unruhe.      
  • Chlorkali (Kalium chloratum) ist das Hauptmittel bei Entzündungen im fortgeschrittenen Stadium, bspw. Mittelohr-, Bindehaut-, Mandelentzündungen.
  • Phosphorsaures Kalium (Kalium phosphoricum) gibt man bei Erschöpfungszuständen. Es wirkt insbesondere auf das Zentralnervensystem. Daher lindert es auch Angstzustände und Unruhe. Im Gegensatz zu allen anderen Schüssler-Mineralien lässt man phosphorsaures Kalium nicht in Form von Tabletten im Mund zergehen, sondern löst das Pulver in heißem Wasser auf und trinkt es dann.
  • Schwefelsaures Kalium (Kalium sulfuricum) wird eingesetzt bei allen chronischen Entzündungen mit eitrigen, gelb-schleimigen Absonderungen und zur allgemeinen Entgiftung.
  • Phosphorsaures Magnesium (Magnesium phosphoricum) ist das biochemische Schmerz- und Krampfmittel.
  • Kochsalz (Natrium muriaticum oder natrium chloratum) hat ein sehr breites Wirkungsspektrum. Bevorzugt benötigt wird es von nervösen, blutarmen, reizbaren Menschen mit gestörtem Wasserhaushalt, geringer Lebensenergie und großer Empfindlichkeit gegen alle Gemütsaufregungen.
  • Phosphorsaures Natrium (Natrium phosphoricum) wird eingesetzt als Neutralisationsmittel bei Übersäuerung. Zudem hilft es bei Stoffwechselstörungen, Sodbrennen und Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis. Meist brauchen es übernervöse Menschen, die auf alles Mögliche sauer reagieren.      
  • Schwefelsaures Natron oder Glaubersalz (Natrium sulfuricum) wird für alle Erkrankungen der Organe im Pfortadersystem verwendet. Dazu gehören beispielsweise Diabetes mellitus, Hepatitis und Zwölffingerdarmgeschwüre. Die Patienten sind auffällig kälteempfindlich.
  • Kieselsäure (Silicea) gilt als das biochemische Kosmetikum und wirkt auf Haut, Schleimhaut, Haare, Nägel und Drüsen. Silicea spielt auch eine große Rolle als homöopathisches Konstitutionsmittel und wird ebenso bei Eiterungszuständen erfolgreich eingesetzt.
  • Schwefelsaures Calcium oder Gips (Calcium sulfuricum) wird insbesondere dann angewendet, wenn Eiterungen vorliegen.

Das richtige Salz finden

Nachdem die Wissenschaft im Laufe der Zeit noch eine ganze Reihe von Mineralstoffen im menschlichen Gewebe entdeckt hatte, wurde die Schüssler- Methode um zwölf sogenannte Ergänzungsmittel erweitert.

Ist ein Patient akut erkrankt, wird man anhand seiner Krankheitsanzeichen herausfinden, welches Salz er benötigt. Bei chronisch kranken Patienten soll durch eine Behandlung mit Mineralsalz der Allgemeinzustand verbessert werden. Um das passende Mittel zu finden, muss der Heilpraktiker den gesamten körperlichen und seelischen Zustand des Patienten beurteilen. Die äußere Erscheinung des Patienten, sein Verhalten, auffallende Absonderungen und andere Besonderheiten spielen dabei eine Rolle.

 
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